Leistung macht Schule

Die Entwicklung des Leitbildes der IGS EDIGHEIM – ein Prozess mit Hilfe von Design Thinking

Die IGS EDIGHEIM besteht nunmehr 10 Jahre. Unsere Schule entstand aus einer ehemaligen Realschule und einer Hauptschule. Sie wurde von einer fünfköpfigen Planungsgruppe gegründet. Diese Planungsgruppe entwickelte aufgrund äußerer Zwänge in großer Eile ein Leitbild und veröffentlichte es. Mittlerweile sind von den fünf Mitgliedern der Planungsgruppe nur noch drei im Dienst. Vom ehemaligen Kollegium sind noch ca. 20 Kollegen aktiv, die übrigen 60 Kollegen sind im Laufe der letzten 10 Jahre hinzugekommen. Das Durchschnittsalter unseres Kollegiums liegt bei ca. 33 Jahren. Trotz der der ständigen grundlegenden Einarbeitung von immer neuen Kollegen – in manchen Jahren bis zu 16 „Neue“ – geht manch Wichtiges verloren oder bleibt liegen. Von den Ursprungsgedanken sind bei unseren neuen Kollegen oft nur noch Überlieferungen, Gerüchte oder Kompendien vorhanden. Drei Ursachen sind dafür zu nennen: Erstens führte das starke Wachstum unserer Schule zu einem veränderten Kommunikationsbedürfnis. Damit musste die Schulleitung erst umgehen lernen. Zweitens konnte der Fortbildungsbedarf der neuen Kollegen nicht ausreichend „bedient“ werden. Fortbildungen von außerhalb waren für unsere Bedürfnisse zu oberflächlich und unspezifisch. Zudem kannten wir den Bedarf an Fortbildungen nur schemenhaft. Drittens trat in den letzten Jahren ein grundlegendes strukturelles Problem in den Vordergrund, nämlich die nicht schulartspezifische Vorbereitung der „Junglehrer“ für die Schulform Integrierte Gesamtschule. Dies führte zu Reibungsverlusten und zu mühsamen „Nachjustieren“. Zudem resultierte aus dem erlebten Vorbereitungsdienst ein „Bewusstsein“ für die jeweilige Schulart, nicht aber für die Grundintentionen der Schulform Integrierte Gesamtschule. Mit dem Prozess der Leitbildentwicklung wollen wir auch das „nachholen“.

Nach umfangreicher Recherche war klar, dass Leitbildentwicklung ein komplexer Prozess ist, in den wir 80 Kolleginnen und Kollegen, 930 Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern einbeziehen sollten. Leitbildentwicklung fußt schließlich auf Erfahrungen, Erwartungen und Werten. Nur wie das organisieren? Klar ist, Transparenz und Vertrauen ist in diesem Prozess grundlegend.

Zunächst gründeten wir eine zehnköpfige Steuergruppe, vier Personen waren „gesetzt“: Der Schulleiter, die Stufenleitung 5/6, eine Förderschullehrerin (Minoritäten Schutz!) und der Didaktische Koordinator als Organisator und Impulsgeber der Schulentwicklung. Dem übrigen Kollegium wurde der Prozess soweit absehbar vorgestellt: Ziel und Dauer des Prozesses, Häufigkeit der Sitzungen, kein Freizeitausgleich, möglicherweise zusätzliche Schulungen. Sechs weitere Plätze sollten mit „freiwilligen“ Kollegen besetzt werden. Es „bewarben“ sich mehr Kollegen als erwartet und mehr als Plätze zu vergeben waren. Vorab wurden alle Kollegen die möglichen Auswahlkriterien dargelegt: Erfahrene Kollegen und „Frischlinge“ sollten sich die Waage halten, unterschiedliche Lehrämter teilnehmen und es sollte sich ein Fächermix wiederfinden. Vor einem Jahr trafen wir uns das erste Mal und klärten unsere Erwartungen, die Ziele des Prozesses und die „Hilfsmittel“, die wir benötigten. Bei den „Hilfsmitteln“ arbeiteten wir parallel: Wir bildeten drei „Recherchegruppen“, die uns notwendig erschienen: Eine befasste sich mit Überlegungen zu „unseren“ Werten, die andere mit den relevanten Ergebnissen der Hattie-Studie und die dritte mit den Ergebnissen der Shell-Studie. Die Recherchen stellten wir uns innerhalb der Steuergruppe vor und diskutierten zum Teil kontrovers. Gleichzeitig organisierten wir eine Fortbildung zu „Design Thinking“. Design Thinking ist ein Instrumentarium, um Innovationsprozesse zu ermöglichen und zu steuern. Ein Innovationsprozess ist komplex, da er grundlegende Werte enthält, Erfahrungen nutzt und gleichzeitig offen für zukünftige Entwicklungen sein soll. Uns wurde schnell klar, um die Leitbildentwicklung im Sinne von Design Thinking zu ermöglichen, benötigen wir Hilfe von Dritten. Durch die Hopp-Foundation wurde der Kontakt zur Unternehmensberatung mindshift.one ermöglicht, die uns durch den Leitbildprozess mit Design Thinking begleiten wird. Wir bedanken uns bei der Hopp-Foundation, dass sie uns dies ermöglicht!

Zusammen mit den Beratern von mindshift.one beginnt nach der Recherche („der Vergangenheit, den Erfahrungen“) die Phase der Nutzerbefragung. Dazu werden Fragen entwickelt, die für die jeweilige Nutzergruppe also Lehrer, Schüler und Eltern interessant sind. Bei der Entwicklung dieser Leitfragen werden wir von der Unternehmensberatung unterstützt. Im Laufe der nächsten drei Monate werden je Nutzergruppe zwölf Interviews videogestützt durchgeführt. Anschließend werden die Interviews durch die Steuergruppe ausgewertet und schließlich Hypothesen für das zukünftige Leitbild entwickelt. Aus diesen Hypothesen wird ein Prototyp des Leitbildes erstellt und dieser während eines Studientages „getestet“. Nach der Überarbeitung und Einarbeitung von Anregungen des Studientages, wird das Leitbild fertiggestellt und dann in die Gesamtkonferenz eingebracht.