Mit dem Mountainbike über die Alpen

von Selina Völpel, 13 Jahre

Was kannst du über euer Alpencross-Team sagen?

Wir waren eine Projektgruppe von 13 jährigen Schülern und Schülerinnen (einer ist 14) der integrierten Gesamtschule Ludwigshafen Edigheim und des DAV Frankenthals: Andrea di Martino-Fumo, Sebastian Stolz, Faysal Kourdaci, Max Kühn, Luka Wilbrandt, Sven Pöllath und Selina Völpel. Am Anfang waren wir 11 Schüler aber nach und nach wurde es einigen zu aufwändig und zu anstrengend und sie sprangen ab. Wir sind dann mit sieben gut trainierten Schülern und zwei Betreuern (Michael Weiler und Matthias Gulde) gestartet. Unser Lehrer, Herr Gulde, hat das Projekt angeboten. Eine hilfsbereite Mutter (Frau Di Martino-Fumo) hat sich sogar Urlaub genommen und fuhr unsere Etappen mit dem Auto mit - falls etwas passiert. Unser Gepäck hatten wir aber immer auf dem Rücken im Rucksack!

Über welche Route seid ihr über die Alpen gefahren?

Wir haben viele Teile der alten Römerstr. "Via Claudia" benutzt aber auch ein paar Varianten eingebaut. Die Etappen: 1. Mittenwald - Imst 2. Camping Sur En 3. Sesvennahütte (durch die Uinaschlucht) 4. Meran 5. Fai Della Paganella 6. Riva del Garda. Geplant waren 365km und 5850 Höhenmeter. Durch ein paar Umwege sind dann 405 km und über 6000 Höhenmeter daraus geworden.

Wie habt ihr den Alpencross vorbereitet?

Beim Projekt sollten wir Schüler möglichst viel selbst in die Hand nehmen. Dazu hatten wir ein halbes Jahr Zeit. Dabei mussten wir z.B. Sponsoren und Spender suchen oder Kuchen im Schulhof verkaufen. Bei Decathlon durften wir einen Tag lang unser Projekt vorstellen. Wir stellten Bildwände aus, zeigten Videos vom Training, verkauften Grillwürstchen und Getränke und zeigten unsere erlernte Fahrtechnik vor dem Geschäft. Dafür bekamen wir jeder 2 Trikots geschenkt und verbilligten Einkauf für unsere Ausrüstung. Ganz nebenbei nahmen wir auch einiges ein. Insgesamt bekamen wir durch Spenden, Sponsoren und Verkaufsaktionen über 1000€ zusammen. Für die Vorbereitung übten wir jede Woche Fahrtechnik auf dem Schulhof: Grundstellung, Bedienung der Schaltung, Kanten hoch und runter fahren aber auch Ein- und Ausbau der Räder, Reifen flicken oder abgesprungene Ketten wieder aufzulegen. Außerdem fuhren wir viele Trainingstouren im Pfälzerwald. Unsere letzte Trainingstour, die Qualifikationstour, hatte 65km und 1350 Höhenmeter. Uff!!! Aber die meisten von uns waren inzwischen recht fit. Auf solchen Touren im Pfälzerwald bekamen wir nicht nur Kondition, sondern auch ein gutes Bikegefühl und Fahrtechnik. Wir trainierten auch auf der Straße. Besonders das Windschatten fahren stellte sich beim Alpencross als sehr kraftsparend heraus. Neben dem Radtraining ging jeder Schüler 2x die Woche mindestens eine Stunde joggen - das sollten zumindest alle - haben aber nicht alle gemacht ... Jedes Training wurde auf einem Trainingskalender festgehalten. 2x die Woche trafen wir uns im Planungszimmer, gingen die Etappen durch, legten Landkarten aus und suchten darauf unsere Strecke. Wir lernten einiges über das richtige Essen, Sicherheitsregeln, schnelle Regeneration und die richtige Ausrüstung. Wir schrieben verschiedene Zeitungen und Zeitschriften an, verfassten Anschreiben und suchten Sponsoren oder Spender. Auf der Tour gingen wir dann abends immer noch mal den nächsten Tag, die Uhrzeiten, die Anforderungen und die Strecke durch.

Was waren die wichtigsten Ereignisse während der Überquerung?

Insgesamt gab es einfach schöne Strecken entlang an klaren Gebirgsbächen, durch Wälder und über Wiesen. Wir konnten viele schöne Trails bergab fahren, z.B. die Fließer Platten oder von Leutasch nach Telfs und an vielen anderen Stellen. Leider hat Sven Pöllath kurz vor Ende der 2 Etappe im Geschwindigkeitsrausch eine Schotterkurve zu schnell genommen und sich die Hand gebrochen. Wir waren geschockt: Um seinen Mund war alles blutig und wir wussten nicht genau, was mit ihm los ist. Zum Glück war es nur ein Schnitt an der Lippe. Weil das kurz vor dem Etappenende passierte, konnte er aber gut mit dem Begleitfahrzeug abgeholt werden. Er fuhr dann die weiteren Etappen mit dem Begleitfahrzeug mit. Er war traurig und enttäuscht. Er hatte, wie wir alle, solange auf die Alpenüberquerung hingearbeitet.

Die Etappe zur Sesvennahütte war heftig: Die Auffahrt war steil und endlos. Dann mussten wir die Bikes noch bergaufschieben und Felsstufen hochtragen. Dann standen wir vor dem schmalen Pfad durch die Schlucht. Da waren wir innerlich ganz schön angespannt! Rechts ging es fast senkrecht tief in die Schlucht. Wir schoben unsere Bikes gaaanz vorsichtig, immer rechts von uns, immer nah an der Felswand entlang. Wir waren echt erleichtert, dass wir da vollständig auf der anderen Seite ankamen. Am nächsten Morgen waren die Gipfel frisch eingeschneit und wir starteten bei 3 Grad und Nieselregen. Gegen nasse Füße schlupften wir mit Plastiktüten in unsere Schuhe. Zum Glück wurde es weiter unten wärmer und die Sonne kam heraus. Auf den Asphaltstrecken konnten wir gut Windschatten fahren.

Auf der Etappe nach Meran zeigte der Tacho am Ende einen Fahrtdurchschnitt von 28km/h. Na gut, es ging ja auch viel bergab. Aber auch auf anderen Etappen lagen wir auf den Asphaltstrecken immer über 25km/h. Meistens mussten wir Kinder den Weg selbst finden. Da wurden aus geplanten 85km auch mal 104km und aus 900 hm auch mal 1200h. Da wurde morgens auch mal in die falsche Himmelsrichtung losgefahren. Herr Gulde hatte einen Aufkleber auf seinem Trikot auf dem "Kene Ahnung!" stand. Wenn wir ihn fragten wo es lang geht, zeigte er nur stumm darauf: Wir sollten den Weg eben selbst finden und Infos selbst herausfinden.Bevor es aber zu schlimm wurde, gab er uns meist doch einen kleinen Tipp. Einmal standen wir bei Andalo inmitten einer riesigen Schafherde. Das war, als ob die wie ein Fluss um uns herum flossen. Endlos!

Als wir am Gardasee ankamen sprangen die meisten ins Wasser - einige trauten sich nicht so richtig. Wir Mädchen waren aber gleich drin! Abends gingen wir Pizza und Eis essen in der Altstadt von Riva. Dann hatten wir noch einen Belohnungstag. Da durften wir mit Katamaranen auf dem Gardasee segeln. Toll war auch, wie die Eltern mitgeholfen haben: einige Väter haben uns bei den Trainingstouren begleitet und andere haben geholfen uns vom Gardasee nach Hause zu bringen. Unsere Mitschüler fragen uns wie es war, unser Ortsvorsteher und sogar die Bürgermeisterin haben uns schriftlich gratuliert.

Ganz viele Menschen haben während unserer Tour unseren Blog im Internet verfolgt und mit uns mitgefiebert. Wir Alpencross-Schüler sind jetzt alle mächtig stolz, dass wir das gepackt haben ...

Selina Völpel

Selina Völpel 13 Jahre